Mein Reisebericht Bangladesch und Thailand

Reisebericht Boris Mijatovic, 25. Oktober bis 1. November 2025

Im Zentrum meiner Reise nach Bangladesch und Thailand standen die humanitären Herausforderungen durch die globale Krise, die Auswirkungen auf die Rohingya-Flüchtlinge in Cox’s Bazar sowie die ökologischen Folgen von Bergbau und industrieller Verschmutzung in Nordthailand. Die drastischen Budgetkürzungen in der humanitären Hilfe, etwa eine Reduktion der Mittel Deutschlands von 2,3 auf 1,05 Milliarden Euro im Jahr 2025, treffen die Hilfsorganisationen massiv. Das UNHCR musste allein 120 Stellen abbauen, während die Mittelplanung nur bis März 2026 reicht. Die Reduktion der Lebensmittelhilfe auf 8 US-Dollar pro Kopf im Monat hat insbesondere für vulnerable Gruppen gravierende Folgen.

In Cox’s Bazar leben heute etwa 1,2 Millionen Rohingya auf nur 26 km², die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. UNICEF betreibt dort Schulen, soziale Angebote und die Trinkwasserversorgung, die 80 Prozent der Bevölkerung erreicht. Die Bildungsangebote sind begrenzt, viele Familien verheiraten ihre Töchter früh, und die Bevölkerung ist sehr jung: rund 50 Prozent unter 18 Jahren und 80 Prozent unter 35. Die bangladeschische Regierung gestattet nur kurzfristige Lösungen, etwa die provisorische Befestigung der Straßen mit Sandsäcken. Lokale Partnerorganisationen stehen unter enormem Druck, da Kürzungen in den internationalen Mitteln ihr Personal gefährden und wichtige Hilfsprogramme ins Stocken geraten.

Die Textilindustrie in Bangladesch ist der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes und sichert Arbeitsplätze für Millionen Menschen. Rund 80 Prozent der Exporte stammen aus diesem Sektor, etwa die Hälfte davon geht nach Deutschland. Nach dem Einsturz von Rana Plaza 2013 wurden Fortschritte beim Brandschutz und bei der Gebäudesicherheit erzielt, doch die Arbeitsbedingungen bleiben problematisch: Korruption, sexuelle Belästigung und unzureichender Arbeitsschutz sind weiterhin verbreitet. Gewerkschaften und NGOs wie die Ethical Trading Initiative und Fair Wear unterstützen die Betriebe durch Trainings, Schulungen und Monitoring, aber die Einhaltung internationaler Standards ist noch lange nicht gesichert.

Neben der humanitären Not ist auch die Umwelt eine große Belastung für die Region: In Nordthailand, vor allem entlang der Grenzflüsse Sai, Kok und Ruaka, gelangen Schwermetalle und chemische Reste aus dem Bergbau in Myanmar in die Flüsse. Fischer*innen berichten von deformierten Fischen, und die Bevölkerung befürchtet gesundheitliche Risiken. Die Analyse vor Ort zeigte, dass die Grenzwerte für Arsen und Blei deutlich überschritten werden. Labore sind unzureichend ausgestattet, und die Überwachung der Schadstoffeinträge gestaltet sich schwierig. Maßnahmen wie Umsiedlungen, Stilllegungen landwirtschaftlicher Flächen oder die Erschließung neuer Wasserquellen werden diskutiert, doch die Ursachen reichen tief in die industrielle Praxis Myanmars hinein.

Meine Gespräche mit Vertreter*innen der Zivilgesellschaft in Bangkok und Chiang Mai zeigten zudem die Auswirkungen des Bürgerkriegs in Myanmar auf Thailand: Neben Flüchtlingen aus Myanmar migrieren Millionen Menschen als Arbeitskräfte oder Studierende ins Land. Die Nähe Myanmars zu China, die Belt-and-Road-Initiative und der Bergbau in Kachin State beeinflussen sowohl die Politik als auch die Umwelt entlang der Flüsse.

Schließlich wurde deutlich, dass organisierte Kriminalität in Myanmar, etwa in Form von Online-Betrug und Scam-Industrie, eine weitere massive Belastung darstellt, von der Zehntausende Menschen betroffen sind. Diese Aktivitäten generieren Einnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe und zeigen die vielschichtigen Herausforderungen, die humanitäre und gesellschaftliche Entwicklung in der Region blockieren.

Insgesamt verdeutlichte die Reise, wie eng humanitäre Not, Umweltprobleme, wirtschaftliche Abhängigkeiten und politische Konflikte miteinander verknüpft sind. Die Situation in Cox’s Bazar, die Verschmutzung der Flüsse in Nordthailand und die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind Symbole dieser komplexen Krise, die sofortige internationale Aufmerksamkeit erfordern.