Auf Tauchfahrt mit der Marine in Eckernförde

Was viele nicht wissen: Als Mitglied des Verteidigungsausschusses bin ich zuständiger Berichterstatter meiner Fraktion für die Marine. Eine Aufgabe, die ich vor anderthalb Jahren übernommen habe, als meine Kollegin Claudia Müller in das Landwirtschaftsministerium wechselte. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, das Sondervermögen Bundeswehr, die neuen Bedrohungen im digitalen Raum, die Sicherung von Einsätzen der humanitären Hilfe – es gab gute Gründe, diese Aufgabe zu übernehmen. Dringend Zeit wurde es daher, die Marine auch endlich an ihren Standorten an der Küste persönlich zu besuchen.

Zum Start fuhren wir, Olav, Felix und ich, nach Kiel zum Landtag, um uns von Lasse Petersdotter die aktuelle Landespolitik erklären zu lassen. Lasse ist grüner Fraktionsvorsitzender und arbeitet aktuell in einer schwarz-grünen Landesregierung. Lasse berichtete uns, dass die Zusammenarbeit gut funktioniere und die Debatten nicht so intensiv seien wie im fernen Berlin. In Schleswig-Holstein ist einfach vieles nah beieinander, man kennt sich. Sehr sympathisch, dieser Norden!

Natürlich durfte ein Besuch beim Fanprojekt des KSV Holstein Kiel nicht fehlen, wo mich auch Dennis Pfeiffer vom Kasseler Fanprojekt „Fullewasser“ mit seiner Anwesenheit überraschte. Aber auch naheliegend, sind die Kieler Störche doch feste Freunde der Kasseler Löwen.

Mit dem Aufstieg der Kieler in die erste Bundesliga werden die Aufgaben natürlich größer, und so war es ein freundschaftliches und doch intensives Gespräch über die nächste Saison und die Arbeit im Projekt. Ich wünsche dem KSV Holstein Kiel eine spannende Saison und finde, das Engagement des Fanprojekts ist schon jetzt meisterlich.

Am nächsten Tag ging es dann nach Eckernförde, wo die Marine einen zentralen Stützpunkt hat. Flottillenadmiral Helge Rackwitz und Fregattenkapitän Lars Gößing begrüßten uns und gaben uns sogleich einen Crashkurs in die aktuelle Lage. Gegenstand war unter anderem der ASPIDES-Einsatz, in dessen Rahmen die Marine die Fregatte „Hessen“ ins Rote Meer zur Sicherung der Handelsschifffahrt entsandt hatte. Die Huthi schießen weiterhin mit hochwertigen Waffen aus Jemen auf Schiffe, und auch die „Hessen“ war in Kampfhandlungen verwickelt. Derzeit wird die Fregatte „Hamburg“ auf ihren Einsatz vorbereitet.

Spannend wurde es dann auf der Tauchfahrt mit dem U-Boot U-31. Die kurze Ausfahrt wurde für eine Übung mit Auszubildenden und Praktikanten unternommen und führte in die Eckernförder Bucht und zurück. Es war beeindruckend zu sehen, auf wie viele Dinge an Bord zu achten ist, inklusive der zivilen Schifffahrt, die grundsätzlich Vorfahrt hat.

Weiter ging es zum Austausch mit der Admiralität zur strategischen Lagebesprechung und den Bedarfen der Marine. Neben Personalfragen, neuen Ausbildungsstandards und der Erneuerung des Bestandes empfand ich vor allem den Einblick in die neue vierte Teilstreitkraft sehr spannend. Neben Heer, Luftwaffe und Marine gibt es jetzt mit Cyber eine wichtige Ergänzung. Die Sicherung der digitalen wie der kritischen Infrastruktur ist eine zentrale Aufgabe.

Am dritten Tag fuhren wir zur Marineschule nach Flensburg. Flottillenadmiral Jens Nemeyer bekommt gerade einen neuen Jahrgang Offiziersanwärter zur Ausbildung. Und doch bereiten ihm die Nachwuchsfragen große Sorgen. Ein freiwilliges Angebot für einen Wehrdienst könnte hier helfen.

Ein kurzer Abstecher an die Hochschule Flensburg begeisterte uns vollständig. Nicht nur, dass der Campus ein einziger Traum ist, mit besten Bedingungen für das Studium und einer sehr witzigen Kunstaktion der Studierenden. Nein, unmittelbar auf dem Gelände ist auch die Halle der Handballer von Flensburg-Handewitt. Das sind Bedingungen, die zum Studieren maximal einladen. Neue Gebäude, im Grünen, mit vielen Angeboten, und das ganze 10 Minuten von der Flensburger Innenstadt. Traumhaft.

Nächste Station war die U-Bootwerft von ThyssenKrupp Marine Systems in Kiel. Wir sprachen hier über die aktuellen Anforderungen an Material und Ausrüstung angesichts der globalen Herausforderungen. Gerade die Einsätze der Marine werden hier intensiv begleitet und innovative Systeme beim Antrieb oder auch der Aufklärung entwickelt. Das führt zu Aufträgen zum Beispiel im Partnerprojekt des U-Boot-Baus für die norwegische und die deutsche Marine. Diese staatenübergreifende Zusammenarbeit ist für das gemeinsame europäische Ziel eines wehrhaften Friedens ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Zum Abschluss ging es dann noch nach Plön in die Marineunteroffiziersschule und zurück zu den Sorgen der Bundeswehr. Ein nahezu fertiger Neubau wartet dort seit über einem Jahr auf einen letzten Handwerkseinsatz und die Bauabnahme. Bürokratie und ein Wirrwarr von Zuständigkeiten sind wohl die Ursache der Verzögerung. Dabei wird das Gebäude dringend benötigt. Ebenso ist der Steg am See baufällig und aktuell geschlossen. Für eine Marineeinrichtung eigentlich untragbarer Zustand. Und doch sind die Soldat*innen mit viel Engagement und hoher Motivation in der Ausbildung an der Arbeit. Beeindruckend fand ich den Austausch zu neuen Methoden in der Personalführung, der Bedeutung von kooperativem Arbeiten in der Truppe. Der Einsatz der Führung ist hier vorbildlich und die fachliche Expertise über Standard weit hinausgehend.

Fazit der Reise ist sicher, dass wir eine starke Verbindung von Teilstreitkraft und Parlament nur dann erreichen, wenn diese Austausche regelmäßig stattfinden. Umso mehr freut es mich, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius zwei Wochen nach ebenfalls den Marineunterstützpunkt in Eckernförde besuchte. Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee und gemeinsam müssen wir unsere Demokratie vor Angriffen schützen.